2.Joh



Der 2. Johannesbrief entspricht in der Anlage antiken Briefen, die gewöhnlich den Umfang eines Papyrusblattes hatten (vgl. 3 Joh). Der Verfasser stellt sich als »der Alte« oder »der Älteste« vor und weist damit auf seine Autorität hin. Über seine Person wissen wir nichts Sicheres. Nach dem einleitenden Gruß (VV. 1-3) mahnt er zunächst zu christlicher Lebensführung entsprechend dem Liebesgebot (VV. 4-6), warnt vor Irrlehrern und gibt die Anweisung, ihnen keine Aufnahme und Gemeinschaft zu gewähren (VV. 7-11). Dann kündigt er seinen baldigen Besuch an und schließt mit Grüßen der Gemeinde, in der er sich befindet (VV. 12-13).

Nach Stil und Inhalt steht das Schreiben dem 1. Johannesbrief nahe (Liebesgebot, Irrlehren über Christus). Durch die eigentümliche Bezeichnung des Absenders ist er mit dem 3. Johannesbrief verbunden; beide sind wohl demselben Verfasser zuzuweisen. Im Unterschied zum 3. Johannesbrief ist der zweite (vgl. VV. 1 und 13) ein Gemeindebrief.

Der Brief gibt Einblick in christliches Denken um 100 n. Chr. und zeigt, wie sich die Kirche damals gegen umherziehende Irrlehrer verteidigt. Obwohl das Liebesgebot stark betont ist, wird eine scharfe Trennungslinie zu den »Verführern« gezogen.

Anschrift und Gruß: 1-3

1 Der Älteste an die von Gott auserwählte Herrin und an ihre Kinder, die ich in Wahrheit liebe; aber nicht nur ich, sondern auch alle, die die Wahrheit erkannt haben, lieben sie 12
2 aufgrund der Wahrheit, die in uns bleibt. Und sie wird mit uns sein in Ewigkeit. 3
3 Gnade wird mit uns sein, Erbarmen und Friede von Gott, dem Vater, und von Jesus Christus, dem Sohn des Vaters, in Wahrheit und Liebe.

Leben in der Wahrheit: 4-6

4 Ich habe mich sehr gefreut(,) unter deinen Kindern solche zu finden, die in der Wahrheit leben, gemäß dem Gebot, das wir vom Vater empfangen haben. 4
5 Und so bitte ich dich, Herrin, nicht als wollte ich dir ein neues Gebot schreiben, sondern nur das, das wir von Anfang an hatten: dass wir einander lieben sollen. 5
6 Denn die Liebe besteht darin, dass wir nach seinen Geboten leben. Das Gebot, das ihr von Anfang an gehört habt, lautet: Ihr sollt in der Liebe leben. 6

Abweisung von Irrlehrern: 7-11

7 Viele Verführer sind in die Welt hinausgegangen; sie bekennen nicht, dass Jesus Christus im Fleisch gekommen ist. Das ist der Verführer und der Antichrist. 7
8 Achtet auf euch, damit ihr nicht preisgebt, was wir erarbeitet haben, sondern damit ihr den vollen Lohn empfangt.
9 Jeder, der darüber hinausgeht und nicht in der Lehre Christi bleibt, hat Gott nicht. Wer aber in der Lehre bleibt, hat den Vater und den Sohn. 89
10 Wenn jemand zu euch kommt und nicht diese Lehre mitbringt, dann nehmt ihn nicht in euer Haus auf, sondern verweigert ihm den Gruß.
11 Denn wer ihm den Gruß bietet, macht sich mitschuldig an seinen bösen Taten.

Schlussgrüße: 12-13

12 Vieles hätte ich euch noch zu schreiben; ich will es aber nicht mit Papier und Tinte tun, sondern hoffe, selbst zu euch zu kommen und persönlich mit euch zu sprechen, damit unsere Freude vollkommen wird. 10
13 Es grüßen dich die Kinder deiner auserwählten Schwester. 11

1 ℘ 3 Joh 1
2 »Der Älteste« ist Ehrentitel einer damals offenbar bekannten und unverwechselbaren Persönlichkeit. »Auserwählte Herrin« ist Bezeichnung für eine unbekannte Einzelgemeinde. »Kinder« sind die Mitglieder der angesprochenen Gemeinde (vgl. V. 13).
3 ℘ Joh 14,17
4 ℘ 3 Joh 3
5 ℘ 1 Joh 2,7-11
6 ℘ Joh 14,21; 1 Joh 5,3
7 ℘ 1 Joh 2,18.22; 4,2f
8 ℘ 1 Joh 2,23f
9 Über die Lehre Christi geht der hinaus, der die Grenzen der apostolischen Unterweisung überschreitet.
10 ℘ 3 Joh 13f
11 Die »Kinder deiner auserwählten Schwester« sind die Mitglieder der Christengemeinde, in der sich der Verfasser des Briefs befindet (vgl. V. 1).