Gal 3



Aufruf an die Galater: 3,1-5

1 Ihr unvernünftigen Galater, wer hat euch verblendet? Ist euch Jesus Christus nicht deutlich als der Gekreuzigte vor Augen gestellt worden? 1
2 Dies eine möchte ich von euch erfahren: Habt ihr den Geist durch die Werke des Gesetzes oder durch die Botschaft des Glaubens empfangen? 2
3 Seid ihr so unvernünftig? Am Anfang habt ihr auf den Geist vertraut und jetzt erwartet ihr vom Fleisch die Vollendung. 3
4 Habt ihr denn so Großes vergeblich erfahren? Sollte es wirklich vergeblich gewesen sein?
5 Warum gibt euch denn Gott den Geist und bewirkt Wundertaten unter euch? Weil ihr das Gesetz befolgt oder weil ihr die Botschaft des Glaubens angenommen habt?

Abrahams Glaube und die Verheißung des Segens: 3,6-18

6 Von Abraham wird gesagt: Er glaubte Gott, und das wurde ihm als Gerechtigkeit angerechnet. 45
7 Daran erkennt ihr, dass nur die, die glauben, Abrahams Söhne sind. 6
8 Und da die Schrift vorhersah, dass Gott die Heiden aufgrund des Glaubens gerecht macht, hat sie dem Abraham im Voraus verkündet: Durch dich sollen alle Völker Segen erlangen. 7
9 Also gehören alle, die glauben, zu dem glaubenden Abraham und werden wie er gesegnet. 8
10 Alle aber, die nach dem Gesetz leben, stehen unter dem Fluch. Denn in der Schrift heißt es: Verflucht ist jeder, der sich nicht an alles hält, was zu tun das Buch des Gesetzes vorschreibt. 9
11 Dass durch das Gesetz niemand vor Gott gerecht wird, ist offenkundig; denn: Der aus Glauben Gerechte wird leben. 1011
12 Das Gesetz aber hat nichts mit dem Glauben zu tun, sondern es gilt: Wer die Gebote erfüllt, wird durch sie leben. 12
13 Christus hat uns vom Fluch des Gesetzes freigekauft, indem er für uns zum Fluch geworden ist; denn es steht in der Schrift: Verflucht ist jeder, der am Pfahl hängt. 13
14 Jesus Christus hat uns freigekauft, damit den Heiden durch ihn der Segen Abrahams zuteil wird und wir so aufgrund des Glaubens den verheißenen Geist empfangen. 14
15 Brüder, ich nehme einen Vergleich aus dem menschlichen Leben: Niemand setzt das rechtsgültig festgelegte Testament eines Menschen außer Kraft oder versieht es mit einem Zusatz. 1516
16 Abraham und seinem Nachkommen wurden die Verheißungen zugesprochen. Es heißt nicht: «und den Nachkommen», als wären viele gemeint, sondern es wird nur von einem gesprochen: und deinem Nachkommen; das aber ist Christus. 17
17 Damit meine ich: Das Testament, dem Gott einst Gültigkeit verliehen hat, wird durch das vierhundertdreißig Jahre später erlassene Gesetz nicht ungültig, sodass die Verheißung aufgehoben wäre. 18
18 Würde sich das Erbe nämlich aus dem Gesetz herleiten, dann eben nicht mehr aus der Verheißung. Gott hat aber durch die Verheißung Abraham Gnade erwiesen. 19

Die heilsgeschichtliche Stellung des Gesetzes: 3,19-25

19 Warum gibt es dann das Gesetz? Wegen der Übertretungen wurde es hinzugefügt, bis der Nachkomme käme, dem die Verheißung gilt. Es wurde durch Engel erlassen und durch einen Mittler bekannt gegeben. 2021
20 Einen Mittler gibt es jedoch nicht, wo nur einer handelt; Gott aber ist «der Eine». 22
21 Hebt also das Gesetz die Verheißungen auf? Keineswegs! Wäre ein Gesetz gegeben worden, das die Kraft hat, lebendig zu machen, dann käme in der Tat die Gerechtigkeit aus dem Gesetz; 2324
22 stattdessen hat die Schrift alles der Sünde unterworfen, damit durch den Glauben an Jesus Christus die Verheißung sich an denen erfüllt, die glauben. 25
23 Ehe der Glaube kam, waren wir im Gefängnis des Gesetzes, festgehalten bis zu der Zeit, da der Glaube offenbart werden sollte. 26
24 So hat das Gesetz uns in Zucht gehalten bis zum Kommen Christi, damit wir durch den Glauben gerecht gemacht werden. 27
25 Nachdem aber der Glaube gekommen ist, stehen wir nicht mehr unter dieser Zucht.

Glaube und Gottessohnschaft: 3,26 - 4,7

26 Ihr seid alle durch den Glauben Söhne Gottes in Christus Jesus. 2829
27 Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus (als Gewand) angelegt. 30
28 Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht Mann und Frau; denn ihr alle seid «einer» in Christus Jesus. 3132
29 Wenn ihr aber zu Christus gehört, dann seid ihr Abrahams Nachkommen, Erben kraft der Verheißung. 33
1 ℘ 5,7
2 ℘ 2,16
3 Zum Gegensatzpaar «Fleisch» und «Geist» vgl. die Anmerkung zu Röm 8,1-11.
4 ℘ Gen 15,6; Röm 4,3
5 6-14: Der Apostel verweist wie in Röm 4 auf Abraham, um deutlich zu machen, dass wahre Gerechtigkeit nicht vom Gesetz abhängt, sondern vom Glauben.
6 ℘ Röm 4,11f
7 ℘ Gen 12,3; 18,18; Apg 3,25
8 ℘ Röm 4,16
9 ℘ Dtn 27,26; Jak 2,10
10 ℘ 2,16; Hab 2,4; Röm 1,17
11 Vgl. Röm 1,17 und die dortige Anmerkung.
12 ℘ Lev 18,5; Röm 10,5
13 ℘ Röm 8,3; 2 Kor 5,21; Dtn 21,23
14 ℘ Jes 44,3; Joël 3,1f
15 ℘ Hebr 9,16
16 15-18: Der Abraham verheißene Nachkomme ist Christus; durch ihn werden alle Glaubenden zu Nachkommen Abrahams und Söhnen Gottes (vgl. 3,26.29).
17 ℘ Gen 22,17
18 ℘ Ex 12,40
19 ℘ Röm 4,13; 11,6
20 ℘ Röm 5,20; 7,7.13; Hebr 2,2; Apg 7,38.53
21 19f: Einer zeitgenössischen jüdischen Tradition zufolge wurde das Gesetz durch (viele) Engel erlassen und dem (einen) «Mittler», Mose, übergeben, der es dem Volk Israel weitergab. Diese Art der Vermittlung weist nach Paulus darauf hin, dass der erste Bund und die erste Offenbarung gegenüber der endgültigen Offenbarung durch Jesus Christus nur untergeordnete, vorläufige Bedeutung haben.
22 ℘ Dtn 6,4
23 ℘ Röm 8,2-4
24 21-25: Vom «Gefängnis des Gesetzes» spricht Paulus, weil die Menschen ihre Sünden aufgrund der Vorschriften des Gesetzes erkennen und daher für sie haftbar gemacht werden konnten.
25 ℘ Röm 3,9; 11,32
26 ℘ 4,3
27 ℘ Röm 10,4
28 ℘ 4,5.7; Röm 8,17
29 26f: Wer glaubt und getauft wird, gehört zu Christus und ist in seinen «Leib», die Gemeinschaft aller Glaubenden, eingegliedert (vgl. 1 Kor 12,13). Das wird hier mit dem Bild des Gewandes ausgedrückt.
30 ℘ Röm 13,14
31 ℘ Röm 10,12; 1 Kor 12,13; Kol 3,11
32 28f: Dass alle in Christus «einer» sind, heißt, dass alle Christen eine Einheit bilden, und auch, dass sie vor Gott gleich sind.
33 ℘ 3,7.14.18; Röm 9,7