Ijob 6



Ijobs Gegenrede: 6,1 - 7,21

Das unerträgliche Los: 6,1-13

1 Da antwortete Ijob und sprach:

2 Ach, würde doch mein Gram gewogen, /
 
legte man auf die Waage auch mein Leid!

3 Denn nun ist es schwerer als der Sand des Meeres, /
 
darum reden meine Worte irr.

4 Die Pfeile des Allmächtigen stecken in mir, /
 
mein Geist hat ihr Gift getrunken, /
 
Gottes Schrecken stellen sich gegen mich. 1

5 Schreit denn der Wildesel beim Gras /
 
oder brüllt der Stier bei seinem Futter?

6 Isst man denn ungesalzene Speise? /
 
Wer hat Geschmack an fadem Schleim?

7 Ich sträube mich, daran zu rühren, /
 
das alles ist mir wie verdorbenes Brot. 2

8 Käme doch, was ich begehre, /
 
und gäbe Gott, was ich erhoffe.

9 Und wollte Gott mich doch zermalmen, /
 
seine Hand erheben, um mich abzuschneiden.

10 Das wäre noch ein Trost für mich; /
 
ich hüpfte auf im Leid, mit dem er mich nicht schont. /
 
Denn ich habe die Worte des Heiligen nicht verleugnet.

11 Was ist meine Kraft, dass ich aushalten könnte, /
 
wann kommt mein Ende, dass ich mich gedulde?

12 Ist meine Kraft denn Felsenkraft, /
 
ist mein Fleisch denn aus Erz?

13 Gibt es keine Hilfe mehr für mich, /
 
ist mir jede Rettung entschwunden?

Die Enttäuschung über die Freunde: 6,14-30

14 Des Freundes Liebe gehört dem Verzagten, /
 
auch wenn er den Allmächtigen nicht mehr fürchtet. 3

15 Meine Brüder sind trügerisch wie ein Bach, /
 
wie Wasserläufe, die verrinnen; 4

16 trüb sind sie vom Eis, /
 
wenn über ihnen der Schnee schmilzt. 5

17 Zur Zeit der Hitze versiegen sie; /
 
wenn es heiß wird, verdunsten sie in ihrem Bett.

18 Karawanen biegen ab vom Weg, /
 
folgen ihnen in die Wüste und kommen um. 6

19 Nach ihnen spähen Karawanen aus Tema, /
 
auf sie vertrauen Handelszüge aus Saba. 7

20 In ihrer Hoffnung werden sie betrogen, /
 
kommen hin und sind enttäuscht.

21 So seid ihr jetzt ein Nein geworden: /
 
Ihr schaut das Entsetzliche und schaudert.

22 Habe ich denn gesagt: Gebt mir etwas, /
 
von eurem Vermögen zahlt für mich?

23 Rettet mich aus dem Griff des Bedrängers, /
 
kauft mich los aus der Hand der Tyrannen!

24 Belehrt mich, so werde ich schweigen; /
 
worin ich fehlte, macht mir klar!

25 Wie wurden redliche Worte verhöhnt, /
 
was kann euer Tadel rügen? 8

26 Gedenkt ihr, Worte zu tadeln? /
 
Spricht der Verzweifelte in den Wind?

27 Selbst um ein Waisenkind würdet ihr würfeln, /
 
sogar euren Freund verschachern.

28 Habt endlich die Güte, wendet euch mir zu, /
 
ich lüge euch nicht ins Gesicht.

29 Kehrt um, kein Unrecht soll geschehen, /
 
kehrt um, noch bin ich im Recht.

30 Ist denn Unrecht auf meiner Zunge /
 
oder schmeckt mein Gaumen das Schlechte nicht?

1 ℘ Ps 38,3; 88,16
2 Text korr.; H: Diese sind wie die Krankheit meines Brotes.
3 Übersetzung unsicher.
4 ℘ Jer 15,18
5 schmilzt, wörtlich: sich verbirgt.
6 Karawanen biegen ab vom Weg: Text korr.; H: Es werden abgebogen die Pfade ihres (= der Bäche) Weges.
7 ℘ Jes 21,14
8 Andere Übersetzungsmöglichkeit: Wie können redliche Worte kränkend sein?