Num 1



Das vierte Buch des Pentateuch trägt in der lateinischen Bibel den Namen Numeri (Zählungen), weil es mit der Zählung bzw. Musterung der wehrfähigen Israeliten beginnt. Die Juden nennen das Buch Bemidbar (In der Wüste), nach einem der ersten Worte. Die Geschichtsdarstellung behandelt zunächst bis 10,10 noch die Vorgänge am Sinai. Der Anfang des Buches ist aber dennoch gut gewählt, weil es sich bei der Musterung und den folgenden Anordnungen überwiegend um Vorgänge handelt, die den Aufbruch vom Sinai vorbereiten.

Die Kapitel 1 - 4 haben neben der Musterung der Wehrfähigen (Kap. 1) die Ordnung der Stämme im Lager und auf dem Marsch (Kap. 2) und die Zählung der Levitengeschlechter (Kap. 3 und 4) zum Inhalt. Es folgen verschiedene andere Vorschriften: Ausweisung von Unreinen aus dem Lager, Abgaben ans Heiligtum, Eifersuchtsordal (Kap. 5), Vorschriften über Nasiräer und Priestersegen (Kap. 6). Die Kapitel 7 - 9 hängen nur lose mit dem Aufbruchthema zusammen; hier geht es um Dinge, die das Heiligtum und seine Versorgung unterwegs betreffen: die Weihegaben der Stammesführer (Kap. 7); der Dienst der Leviten auf dem Marsch und im Lager, die Pascha-Ordnung für besondere Fälle, die Wolkensäule über dem Heiligtum im Lager und beim Aufbruch (Kap. 8 und 9); die Trompetensignale für Aufbruch, Krieg und Fest (10,1-10). Der Rest des Buches (10,11 - 36,13) stellt die Geschehnisse auf der Wüstenwanderung vom Sinai zum Jordan bis kurz vor dem Einzug in Kanaan dar. Doch sind in den Geschichtsablauf immer wieder, wie im Buch Exodus, Gesetzestexte und Listen eingeschoben.

In der Geschichtsdarstellung sind dieselben drei literarischen Schichten nachweisbar wie in den Büchern Genesis und Exodus. An Einzelereignissen werden erzählt: das Murren des Volkes gegen Mose, die Klage des Mose über die ihm von Gott auferlegte Last, die Entlastung des Mose durch die Ausgießung des Geistes auf die Ältesten und das Wachtelwunder (Kap. 11); die Auflehnung der eigenen Geschwister gegen Mose (Kap. 12); der Kundschafterbericht (Kap. 13 und 14); der Aufruhr Korachs, Datans und Abirams (Kap. 16 und 17); das Wasserwunder, der Tod Mirjams und Aarons (Kap. 20); die kupferne Schlange, die Kämpfe mit den Völkern östlich des Jordan (Kap. 21); der Seher Bileam (Kap. 22 - 24); die Tat des Pinhas (Kap. 25); die Berufung Josuas (27,12-23); der Krieg gegen die Midianiter (Kap. 31); die Landzuteilung an die ostjordanischen Stämme (Kap. 32). Ein Verzeichnis der Lagerstätten schließt den Bericht über den Wüstenzug ab (Kap. 33). In den Bericht eingeschaltet und am Schluss des Buches angehängt sind Texte, die die Gesetze vom Sinai ergänzen (Kap. 15; 18 und 19; 27,1-11; 28 - 30; 36), Anweisungen für die Verteilung Kanaans an die Stämme und über die Leviten- und Asylstädte (Kap. 33 - 35). Die Darstellung des Wüstenzugs hat einmal mit dem Bericht über den Tod des Mose geschlossen, doch wurde dieser Bericht an den Schluss des Deuteronomiums verschoben, als dieses Buch den anderen Mosebüchern angefügt wurde (vgl. die Einleitung zu Dtn).

Die Geschichtsdarstellung und die Gesetze im Buch Numeri sollen Israel an die verhängnisvollen Folgen des Murrens gegen Gott, des Aufbegehrens gegen Mose und gegen die priesterliche Kultordnung, des Götzendienstes und des mangelnden Vertrauens gegen den Bundesgott erinnern. Sie zeigen, dass Gott von seinem Volk auch in Zeiten der Not Treue erwartet und bei Versagen des Volkes schwere Strafen verhängt, dass er aber auch zur Vergebung bereit ist, wenn sich Fürsprecher wie Mose für ihr Volk einsetzen. Wie Gott Israel durch die Wüste geführt hat, so wird er es auch weiter durch die Geschichte führen.

Aus dem Priestergesetz: 1,1 - 10,10

Die Volks- und Heeresordnung: 1,1-54

1 Am ersten Tag des zweiten Monats im zweiten Jahr nach dem Auszug aus Ägypten sprach der Herr in der Wüste Sinai im Offenbarungszelt zu Mose: 1
2 Ermittelt die Gesamtzahl der Israeliten in der Gemeinde, geordnet nach Sippenverbänden und Großfamilien; zählt mit Namen alle Männer, 2
3 die zwanzig Jahre und älter sind, alle wehrfähigen Israeliten. Mustert sie für ihre Heeresverbände, du und Aaron!
4 Aus jedem Stamm soll euch dabei ein Mann helfen, und zwar jeweils das Haupt einer Großfamilie.
5 Das sind die Namen der Männer, die euch helfen sollen: aus Ruben Elizur, der Sohn Schedëurs;
6 aus Simeon Schelumiël, der Sohn Zurischaddais;
7 aus Juda Nachschon, der Sohn Amminadabs;
8 aus Issachar Netanel, der Sohn Zuars;
9 aus Sebulon Eliab, der Sohn Helons;
10 von den Nachkommen Josefs: aus Efraim Elischama, der Sohn Ammihuds, und aus Manasse Gamliël, der Sohn Pedazurs;
11 aus Benjamin Abidan, der Sohn Gidonis;
12 aus Dan Ahiëser, der Sohn Ammischaddais;
13 aus Ascher Pagiël, der Sohn Ochrans;
14 aus Gad Eljasaf, der Sohn Reguëls;
15 aus Naftali Ahira, der Sohn Enans.
16 Das sind die von der Gemeinde berufenen Anführer der Stämme ihrer Väter, die Befehlshaber der Tausendschaften Israels.
17 Mose und Aaron nahmen diese namentlich genannten Männer
18 und versammelten die ganze Gemeinde am ersten Tag des zweiten Monats. Dann ermittelte man die Abstammung aller Männer von zwanzig Jahren und darüber; man zählte sie namentlich, geordnet nach Sippen und Großfamilien.
19 Wie der Herr es Mose befohlen hatte, so musterte man sie in der Wüste Sinai.
20 Zuerst kamen die Nachkommen Rubens, des Erstgeborenen Israels: Man ermittelte ihre Geschlechterfolge nach Sippen und Großfamilien und zählte mit Namen alle Männer von zwanzig Jahren und darüber, alle Wehrfähigen.
21 Die Zahl der aus dem Stamm Ruben Gemusterten betrug 46500 Mann.
22 Sodann die Simeoniter: Man ermittelte ihre Geschlechterfolge nach Sippen und Großfamilien und zählte mit Namen alle Männer von zwanzig Jahren und darüber, alle Wehrfähigen.
23 Die Zahl der aus dem Stamm Simeon Gemusterten betrug 59300 Mann.
24 Sodann die Gaditer: Man ermittelte ihre Geschlechterfolge nach Sippen und Großfamilien und zählte mit Namen alle wehrfähigen Männer von zwanzig Jahren und darüber.
25 Die Zahl der aus dem Stamm Gad Gemusterten betrug 45650 Mann.
26 Sodann die Nachkommen Judas: Man ermittelte ihre Geschlechterfolge nach Sippen und Großfamilien und zählte mit Namen alle wehrfähigen Männer von zwanzig Jahren und darüber.
27 Die Zahl der aus dem Stamm Juda Gemusterten betrug 74600 Mann.
28 Sodann die Issachariter: Man ermittelte ihre Geschlechterfolge nach Sippen und Großfamilien und zählte mit Namen alle wehrfähigen Männer von zwanzig Jahren und darüber.
29 Die Zahl der aus dem Stamm Issachar Gemusterten betrug 54400 Mann.
30 Sodann die Sebuloniter: Man ermittelte ihre Geschlechterfolge nach Sippen und Großfamilien und zählte mit Namen alle wehrfähigen Männer von zwanzig Jahren und darüber.
31 Die Zahl der aus dem Stamm Sebulon Gemusterten betrug 57400 Mann.
32 Sodann die Nachkommen Josefs, zuerst die Efraimiter: Man ermittelte ihre Geschlechterfolge nach Sippen und Großfamilien und zählte mit Namen alle wehrfähigen Männer von zwanzig Jahren und darüber.
33 Die Zahl der aus dem Stamm Efraim Gemusterten betrug 40500 Mann.
34 Sodann die Manassiter: Man ermittelte ihre Geschlechterfolge nach Sippen und Großfamilien und zählte mit Namen alle wehrfähigen Männer von zwanzig Jahren und darüber.
35 Die Zahl der aus dem Stamm Manasse Gemusterten betrug 32200 Mann.
36 Sodann die Benjaminiter: Man ermittelte ihre Geschlechterfolge nach Sippen und Großfamilien und zählte mit Namen alle wehrfähigen Männer von zwanzig Jahren und darüber.
37 Die Zahl der aus dem Stamm Benjamin Gemusterten betrug 35400 Mann.
38 Sodann die Daniter: Man ermittelte ihre Geschlechterfolge nach Sippen und Großfamilien und zählte mit Namen alle wehrfähigen Männer von zwanzig Jahren und darüber.
39 Die Zahl der aus dem Stamm Dan Gemusterten betrug 62700 Mann.
40 Sodann die Ascheriter: Man ermittelte ihre Geschlechterfolge nach Sippen und Großfamilien und zählte mit Namen alle wehrfähigen Männer von zwanzig Jahren und darüber.
41 Die Zahl der aus dem Stamm Ascher Gemusterten betrug 41500 Mann.
42 Sodann die Naftaliter: Man ermittelte ihre Geschlechterfolge nach Sippen und Großfamilien und zählte mit Namen alle wehrfähigen Männer von zwanzig Jahren und darüber.
43 Die Zahl der aus dem Stamm Naftali Gemusterten betrug 53400 Mann.
44 Das waren die Gemusterten, die Mose und Aaron zusammen mit den Anführern Israels zählten; es waren zwölf Anführer, aus jedem Stamm einer, jeweils das Haupt einer Großfamilie.
45 So ergab sich die Gesamtzahl der gemusterten Israeliten, geordnet nach Großfamilien, also aller wehrfähigen Männer in Israel von zwanzig Jahren und darüber.
46 Als Gesamtzahl der Gemusterten ergab sich 603550 Mann.
47 Die aber, die dem Stamm ihrer Väter nach Leviten waren, wurden nicht gemustert.
48 Der Herr sprach zu Mose:
49 Unter den Israeliten sollst du nur den Stamm Levi nicht mustern und zählen.
50 Betrau die Leviten mit der Sorge für die Wohnstätte der Bundesurkunde, für ihre Geräte und für alles, was dazu gehört. Sie sollen die Wohnstätte und alle ihre Geräte tragen und sollen sie pflegen; sie sollen ihren Lagerplatz rings um die Wohnstätte haben. 3
51 Wenn die Wohnstätte weitergetragen werden soll, sollen die Leviten sie abbauen, und wenn die Wohnstätte das Lager bezieht, sollen die Leviten sie aufstellen. Wer ihr zu nahe kommt, ohne dazu befugt zu sein, wird mit dem Tod bestraft.
52 Im Lager soll jeder Israelit sein Zelt an der Stelle aufschlagen, zu der er gehört, und bei dem Feldzeichen, zu dem er gehört, also bei seiner Abteilung im Heer.
53 Die Leviten aber sollen ihr Lager rings um die Wohnstätte der Bundesurkunde aufschlagen, damit nicht der Zorn (Gottes) die Gemeinde der Israeliten trifft; die Leviten sollen auf die Anordnung über die Wohnstätte der Bundesurkunde achten.
54 Die Israeliten taten alles genau so, wie es der Herr dem Mose befohlen hatte. So machten sie es.

1 ℘ (1-54) 26,1-65
2 Die soziale Schichtung Israels stammt aus der Nomadenzeit der israelitischen Stämme. Israel gliedert sich in Stämme, Sippen, Großfamilien (wörtlich: Vaterhäuser) und Einzelfamilien. Solange der Vater lebt, ist er das Haupt der Großfamilie und hat die Verfügungsgewalt über seine Söhne, selbst wenn sie schon eigene Kinder haben. Am deutlichsten zeigt das Vorgehen beim Losentscheid in Jos 7,16-20, dass die Großfamilie von der Familie des einzelnen verheirateten Mannes zu unterscheiden ist.
3 Zur Wohnstätte vgl. die Anmerkung zu Ex 25,9.